© Matthias Goldmann
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Download Adobe Acrobat Reader .Thomas Eder über die "Landkarten der Sprache"
Aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung "der ruhige blick des zufalls" im Wiener
Literaturhaus im Februar 98
Goldmanns Gedichte, gelegentlich zu klischierten Sprachmasken als Kunstmittel
greifend, sind gewissermaßen eine ordinary-language poetry, zugespitzt: eine
ordinary-poetry poetry, der es um die Erkenntnis der Funktion und der Wirkungsweise eben
dieser Sprachmasken (der Ausdruck stammt von Pound) geht. Goldmanns Fundus ist neben der
Alltagssprache die Sprache des potentiellen durchschnittlichen Sprechers, der Erlebtes ins
Gedicht bringen möchte. Ein Ausschnitt aus einer solchen Goldmannschen Textschnur, die
verschiedene Lese- und Anschlußmöglichkeiten nahelegt und gleichzeitig mehrere Lesarten
anbietet:
siehe da lebensmöglichkeiten wie in den andern teilen der zeitung im grunde
fundstücke der sprache sie haben / eigentlich keine / requisiten / keine rücken- /
deckung / wie wenig / ich gebe / mich ge- / schlagen / zwei mal / täglich / nur um / es
auszu- / probieren / hat die platte / einen kratzer / schaue / ich / auf / die / große /
neuigkeit / und weiß / nicht / denke ich / an jemanden / oder jemand / an mich / es
scheint / alles / weit / weg / und / trifft / direkt / hier / ein / sind wir / die henne
oder / das ei wo hast / du die hilfreichen / zahlenschnüre gefunden [...]
Daß die Textschnüre graphische Elemente imitieren, ist sinnlich wahrnehmbar. Durch den
Zwang zu ihrer Entschlüsselung, durch das Semiotische ihres Bedeutens erschließen sie
demgegenüber die unsinnliche Ähnlichkeit von Sprache und Gegenstand, von poetischem Text
und magischer Zeichnung.
( es darf gelesen und geschaut werden).